Rohstoffe – 12.04.2023

Rohstoffe: steigende Notierungen

Die wichtigsten Fakten:

  • Das Ölkartell OPEC+ hat überraschend eine Kürzung der täglichen Fördermenge ab Mai angekündigt.
  • Konjunkturerwartungen und die Entwicklung der Anleiherenditen beeinflussen den Goldpreis.
  • Nach der schwachen Vorjahresperformance haben sich die Perspektiven für Aluminium aufgehellt.
Rohstoffe: von Chinas Rückkehr und milden Wintern

Quelle: TONTOXIN / Adobe Stock

Neue Sorgen um die globale Konjunktur im Zusammenhang mit den Turbulenzen im Bankensektor in den USA und der Schweiz haben zuletzt auch die Notierungen von Energierohstoffen belastet. Europäisches Erdgas zur kurzfristigen Lieferung verbilligte sich an der niederländischen Terminbörse deutlich und notierte erstmals seit Juli 2021 unter 40 Euro je Megawattstunde. Die Preise für Rohöl der Nordseesorte Brent und der US-Sorte WTI fielen im März vorübergehend unter die Marke von 75 bzw. 70 US-Dollar auf ein 16-Monats-Tief.

WTI-Ölpreis und US-Öllagerbestände

Quelle: Bloomberg LP, Deutsche Bank. Stand: 31.03.2023 – Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Außerdem geht aus dem Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor, dass die globalen Öllagerbestände im Januar um 52,9 Millionen auf 7,8 Milliarden Barrel (Fass je 159 Liter) und damit auf ein 16-Monats-Hoch gestiegen waren. Die IEA erwartet jedoch für die zweite Jahreshälfte allen voran in China einen Nachfrageschub, der dann ein höheres Preisniveau ermöglichen könnte. Die tägliche Ölnachfrage solle demnach im Gesamtjahr um rund 2 Prozent auf 102 Millionen Barrel pro Tag steigen.

„Erdöl, Gold, Aluminium und Co: neue Signale für steigende Preise“

So lange wollten die Organisation erdölproduzierender Länder und ihre Partnerstaaten (OPEC+) allerdings nicht warten. Unter der Führung von Saudi-Arabien hat das Kartell Anfang April überraschend die Drosselung der Erdölförderung angekündigt. Von Mai an dürfte die Produktion damit um 1,15 Millionen Barrel pro Tag niedriger ausfallen. Nach Angaben der OPEC+ handele es sich bei der Kürzung um eine „vorausschauende Maßnahme, um den Markt zu stabilisieren“. Die Notierungen haben sich anschließend deutlich von ihren Jahrestiefs erholt.

Hohe Preise

Als Krisenwährung hat der Goldpreis von den jüngsten Marktturbulenzen, der Neubewertung der Leitzinserwartungen in den USA und der Eurozone sowie einer sinkenden Risikobereitschaft der Anleger profitiert. Das Edelmetall kostete vorübergehend mehr als 2.000 US-Dollar je Unze (31,1 Gramm). Der Preis kletterte auch dank der Nachfrage nach börsengehandelten, mit Gold hinterlegten Zertifikaten auf den höchsten Stand seit gut einem Jahr. Rückenwind erhielten die US-Goldnotierungen auch von einer moderaten Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro und dem Yen.

Kurzfristig dürfte sich der Goldpreis weiterhin an den Konjunkturerwartungen der Marktteilnehmer und der Entwicklung der Anleiherenditen orientieren. Die Aussicht, dass der Leitzinsgipfel in den USA fast erreicht ist und die US-Notenbanker bereits im kommenden Jahr wieder mit Leitzinssenkungen rechnen, könnte die Goldnotierungen auch bei einer wieder wachsenden Risikobereitschaft der Marktteilnehmer weiter stützen.

Gute Gründe

Aufhellen könnten sich im Verlauf des Jahres die Perspektiven für Aluminium. Das Industriemetall gehörte 2022 nach einer Rekordproduktion von 40,2 Millionen Tonnen in China bei gedämpfter Nachfrage zu den Rohstoffen mit der schwächsten Performance. Die Notierungen sanken um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Das könnte sich grundlegend ändern, nicht nur weil die US-Regierung Aluminium und Aluprodukte aus Russland inzwischen mit 200 Prozent Einfuhrzollen belegt. Mit dem Ende der Null-COVID-Politik in China ist die größte Bremse für eine höhere Nachfrage aus dem Weg geräumt. Gleichzeitig wird dort die Angebotsseite durch Stromrationierungen belastet. Das hat bereits dazu geführt, dass derzeit rund 8 Prozent des chinesischen Angebots abgeschaltet sind – eine Lage, die noch Monate andauern könnte. Außerdem ist der Anreiz für chinesische Anbieter gering, für Exporte die Produktion zu erhöhen. Aktuell sind die Preisunterschiede zwischen den Metallbörsen in Shanghai und London zu vernachlässigen.

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Redaktionsschluss: 05.04.2023, 18 Uhr